Donnerstag, November 30, 2006

Rolllenklisches in schlechtem Licht: Cold War Kids im Mudd Club (27.11.06) und Eleni Mandell im Privatclub (28.11.06)

Um es vorweg zu schicken: In Berlin hat man die ultimative Methode gefunden, nervige Fotografen zu verschrecken. Entweder ist der Schuppen so dunkel, dass ohne Blitz eigentlich gar nichts geht. Oder man beleuchtet die Bühne irgendwie schon, aber setzt die ganze Zeit rotes oder gelbes Licht auf das Gesicht der Künstler/innen, so dass das hinzukriegen die ganz hohe Schule ist. Da muss ich noch üben.

Naja, kann auch Zufall gewesen sein, ebenso wie die Tatsache, dass ich zwei Bands bzw. eine Künstlerin aus Los Angeles gesehen habe. Musikalisch konnten sie unterschiedlicher gar nicht sein. Gemeinsamer Nenner außer der Geografie: Sie haben den Punk nicht nur gestreift, sondern er prägt ihre Musik ganz entscheidend, ob man es raushört oder nicht.

Band Nummer eins waren Debütanten namens Cold War Kids (Mudd Club). Vier hektische Jungs, Mitte Zwanzig bis Anfang Dreißig würde ich schätzen. Groovig, rockig, frickelig – würden sich als neuer NME-Hype eignen. Dafür sieht der Sänger vielleicht nicht ganz schnuckelig genug aus – der hat eher den Neo-Almöhi-Look mit Gemütlichkeit und politische Korrektheit ausstrahlendem Vollbart und intellektuellem Touch. Die Texte schreibt er bestimmt und sie sind wichtig – leider hat man die live nicht so richtig verstanden. Kein Rocksstarding, aber klar ein Indie-Jungsding.

Ganz das Gegenteil oder auch nicht Eleni Mandell. Die war zu einem Promogig für ihr im Februar erscheinendes neues Album und ihre Deutschlandtour solo im Kreuzberger Privatclub. Exclusiv für die Hörer vom (großartigen) RBB-Programm Radio 1. Ein Großteil des Publikums in dem schätzungsweise keine hundert Leute fassenden Laden, der auch nicht voll war, waren Leute ihrer neuen Plattenfirma V2. Auch wenn sich die Künstler-Betreuerin „Produktmanagerin“ nannte und keiner was dabei fand waren die Leute von der Plattenfirma recht freundlich. Man merkte auch, dass die Künstlerin versuchte, kooperativ zu sein und ihrer „Produktmanagerin“ ein gutes Produkt zu sein. Wenn man genau hinschaute. Ist ja aber nichts grundsätzlich Negatives, kooperativ zu sein.

War auch eine blöde Situation für Mandell: die Leute haben sich in dem Winzladen nicht richtig vor die Bühne getraut – und sich im hinteren Teil des Ladens gedrängelt. Sie allein auf der Bühne und versucht, charmant und interessant zu sein. Und als gestandene Frau von schätzungsweise Anfang, Mitte 40 auf kleines Mädchen zu machen. Autsch. Aber funktioniert immer bei den Jungs – in ihrem Alter. Eigentlich ist sie tough und eher ein Honky-Tonk-Angel, ein Punk-Girl. Ich hatte schon mal ein Interview mit ihr gemacht – sie ist auch politisch gut drauf, vom Punk geprägt. Aber wie sie halt auch keine Chance sieht, sich gegen Bush zu äußern, weil man dann eh nur fertig gemacht wird scheint sie auch drauf zu setzen, Schwäche und andere Weiblichkeitsklischees zu spielen und glaubt, das ist das einzige, was funktioniert. Dabei hat sie doch schöne Songs und ist wirklich charmant. Schade, dass sie sich nicht darauf besinnt.















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2 Comments:

Blogger The Haarbüschel said...

Merci für den Bericht! Bereue ich doch sehr, nicht mit zu Frau Mandell gekommen zu sein, Danke nopchmal für die Einladung.

Interessant, das Du sie einer Instrumentalisierung ihrer Weiblichkeit verdächtigst. Ich finde das eigentlich sehr natürlich bei ihr. Hat sie ja auch, wie Du schon sagst,nicht nötig bei den Songs, die sie schreibt.

Ich hoffe, wir sehen uns bald mal wieder!

14:03  
Blogger CoolBee said...

Das ist nicht natürlich, aber natürlich sollt ihr Burschen ja denken das wäre natürlich, das ist der Trick dabei ;)...Aber ich finde sie insgesamt noch recht entspannt und charmant...Und war auch ein netter Abend, der sicher noch netter gewesen wär, wenn du Zeit gehabt hättest - aber ich kenn das ja. Hoffe auch, wir sehen uns bald mal wieder...

16:32  

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