Tommy the Clown
Manchmal verschlägt es einen auf Events, die außerhalb des eigenen kulturellen Referenzrahmens liegen. Aber man soll ja offen bleiben. Also hier: Tommy the Clown.
Tommy the Clown ist eine Figur, die der US-Amerikaner Thomas Johnson 1992 entwickelt hatte, um die Kinder in seinem Ghetto in South Central Los Angeles von der Straße zu holen. Das Clowning und der dazugehörige Tanzstil des Krumpings wurden in den gesamten USA schnell zu einer Mode, die sich inzwischen auch auf Europa ausgebreitet hat.
Copyright Fotos und Interview: Barbara Mürdter
Teil 1
Tommy im Interview Audio
Wie hast du diesen Stil – das Clowning – entwickelt?
Tommy: Ich hatte diese Figur Tommy the Clown entwickelt. Da bin ich durch die Gegend gezogen, mit dem Auto und mit lauter Musik. Ich bin rausgesprungen und habe getanzt, mit den Händen rumgeweldelt und alle mit einbezogen. Das wurde dann mein Leben – auf Partys zu gehen und als bunter Clown zu tanzen. Das hat sich dann ausgebreitet.
Was ist der Unterschied zwischen Clowning und Krumping?
Tommy: Wenn wir clownen, ziehen wir uns wie Clowns an, für Geburtstagspartys und solche Anlässe. Aber der Tanzstil nennt sich Krumping, wenn es um Wettkämpfe geht, wenn es aggressiv wird, wenn es so aussieht, als ob man auf der Tanzfläche kämpft. Auf Geburtstagspartys tanzen wir um Spaß zu verbreiten, ziehen uns wie Clowns an und malen unsere Gesichter bunt.
Wie kamst du überhaupt dazu, dich als Clown zu verkleiden?
Tommy: Ich komme aus schwierigen Lebensverhältnissen. Dann habe ich diese Mädchen in meiner Kirche gesehen, die so clownartige Nummern aufgeführt haben. Ich dachte, Mensch, das sieht lustig aus. Sie haben mich ermutigt, es auch zu versuchen. Dann habe ich den Job vermittelt bekommen, als Clown bei einer Party aufzutreten. Die Mädchen haben mich dann richtig angezogen, mein Gesicht angemalt. Nach drei Stunden auf der Party war dann Tommy, der Hip-Hop-tanzende Clown geboren. Ich bin damit durch die Gegend gezogen und es wurde ein durchschlagender Erfolg.
Ich habe gelesen, dass das Ganze nach den Rodney-King-Riots anfing?
Tommy: Die Aufstände fingen an, als ich, also Tommy the Clown, gerade geboren war. Plötzlich waren da diese Feuer, Leute die randalierten. Und ich fragte mich: Soll ich jetzt aufgeben? Niemand hat mehr Partys gemacht, wie alles brannte. Ich bin aber dabei geblieben, habe das ganze noch stärker vorangetrieben. Ich habe Partys veranstaltet und eine glückliche, fröhliche Atmosphäre geschaffen.
Willst du mit deinem Tanz und dem Stil bestimmte Werte vermitteln?
Tommy: Ja, selbstverständlich will damit eine positive Botschaft an die Kinder und Jugendlichen in den Armenvierteln der Stadt vermitteln. Die brauchen sie. Sie haben so viele Menschen gesehen, die sich gegenseitig töten, besonders in meiner Gegend in Los Angeles – da gibt es jeden Tag Schießereien. Sie wachsen in diesem Milieu auf und wenn man sie lässt, werden sie das eines Tages auch tun. Ich habe ein anderes Umfeld für sie geschaffen: Dieses Tanzen, die Kriegsbemalung, dieser kampfähnliche Stil. Sie sollten Interesse entwickeln, da mitmachen zu wollen, und das hat auch funktioniert.
Du beziehst dich sehr stark auf die Kirche, aber die klassische Symbolik der afroamerikanischen Beifreiungsbewegung, solche Sachen wie Martin Luther King oder Malcolm X, fehlt völlig. Woran liegt das?
Tommy: Ich bin da persönlich nicht so involviert. Ja klar, Malcolm X und Martin Luther King – die haben großartige Sachen gemacht. Aber derjenige, der die meiste Kraft gibt, dich befähigt, solche großartigen Dinge zu tun, ist Gott. Diese Botschaft befördere ich, denn am Ende des Tages können dich Malcolm X und Martin Luther King nicht retten. Nur Gott kann das. Ich benutz meine Tanz- und meine Redekunst um Leute anzuregen, sich mit Ihm zu beschäftigen, herauszufinden, wer Er ist.
Teil 2
Larry und Tommy im Interview Audio
Larry, du bist einer der Tänzer in der Gruppe. Kannst du für unsere Hörer mal beschreiben, wie es bei Dir zu Hause aussieht.
Larry: Das Leben in meiner Gegend ist ziemlich hektisch und gefährlich. Da gibt es sehr viel Gewalt, Morde. Ein typisches Ghetto. Wo ich lebe, passieren viele schlimme Dinge. Aber es gibt auch schöne Dinge. Wenn man die ganzen schlechten Sachen sieht – wenn du ein guter Mensch bist, dann regt dich das an, etwas Gutes zu tun. Wenn ich also etwas Schlechtes sehe, oder fühle, oder berühre – dann mache ich genau das Gegenteil.
Wie hast du Tommy gefunden?
Larry: Er hat eine Geburtstagsparty bei mir in der Straße gemacht – da war ich so 11, 12 Jahre alt. Ich sah ihn aus seinem grünen 510 Mustang springen und es war so anders – so was hatte ich bis zu dem Tag noch nie gesehen. Ich hatte mir immer Michael Jackson angeschaut und wollte immer auftreten. Ich hatte diesen Antrieb, auf der Bühne zu stehen – aber ich hätte nie gedacht, dass ich ein Clown sein würde. Als ich dann als Clown angefangen habe dachte ich o.k., ich geh jetzt auf ein paar Partys, habe ein bisschen Spaß und gehe dann wieder nach Hause. Jetzt ist es zu etwas geworden, was ich mir damals überhaupt nicht vorgestellt hab. Das Ganze ist groß geworden - wir sind von Land zu Land gezogen. Tommy hat mir geholfen, meine Fähigkeiten als Unterhalter zu verbessern. Nicht schüchtern zu sein vor Leuten. Er hat mir gezeigt, wie man spielt und sich präsentiert, sogar zu lächeln wenn mir gar nicht danach ist. Er hilft mir stark zu sein. Wenn er in der Nähe ist gibt mir das Kraft weiterzumachen, weil er niemand ist, der aufgibt. Weil er es nicht tut, mache ich das auch nicht. Er ist wie ein Vater für mich. Von ihm habe ich mein Handwerk gelernt.
Du bist jetzt ja kein Kind mehr, sondern über 20 Jahre. Ich nehme an, du hast Interesse, im Unterhaltungsmetier zu bleiben. Wirst du dich aus der Tommy-Mannschaft herausentwickeln?
Larry: Ja, derzeit tanze ich noch mit Tommy, tanze bei anderen Sachen im Hintergrund und dies und das. Aber ich mich interessiert auch Schauspiel als Beruf. Da hoffe ich, das Gott mir eine Möglichkeit eröffnet, das zu tun was ich gern mache. Und was ich am liebsten mache ist eben Tanzen und Schauspielern und vor allem, Menschen glücklich zu machen. Also werde ich alles tun, um Menschen glücklich zu machen.
Wie siehst du das - werden all die Kinder, die mit Tommy tanzen die Chance bekommen, später einen erfolgreichen Berufweg zu gehen?
Larry: Ja, ich glaube das jeder in unserer Mannschaft das Potential dazu hat, das zu werden, was sie wollen. Sie müssen es nur wollen. Niemand kann das für sie übernehmen. Ich bin in diese Gruppe gekommen und hatte den Mut, all das zu tun wozu mich Tommy aufgefordert hat. Es richtig zu machen und Leute glücklich zu machen – eine Leidenschaft dafür zu entwickeln. Wenn man etwas machen will, dann soll man es machen. Niemand kann dir erzählen, dass du nichts kannst. Es liegt an dir, es zu machen.
Tommy, glaubst du das du den Kindern eine Chance gibst, bei Dir etwas zu lernen und sich weiterzuentwickeln?
Tommy: Ja, selbstverständlich. Ich habe die Bewegung seit 15 Jahren geleitet. Leute sind gekommen, einige sind wieder gegangen. Sie haben ihren Berufsweg gefunden. Mein Punkt ist, wenn man etwas Positives machen will, ist die Sache ein Sprungbrett. Wir erreichen eine Menge Leute, viele unterschiedliche Menschen sehen uns. Wenn man dabei bleibt, kann man Jemand werden, aber wenn man aufgibt, weil man in das schlechte Leben zurück will, wird man auf die Nase fallen.
Es gibt einen Film namens „Rize“ über euch. Der beschwört ja schon der Titel den Mythos vom sozialen Aufstieg herauf, so was wie den Amerikanische Traum.
Tommy: Was ich gemacht habe ist so etwas wie einen Weg zu bauen, um Kindern eine zweite Chance zu geben. Sie waren daran gewöhnt, nur die Gangs zu sehen, Drogenverkauf und Raubüberfälle. Jetzt sehen sie andere Betätigungsfelder, andere Alternativen. Sie werden damit vertraut, haben Spaß dabei, und das verändert sie.
Tommy the Clown ist eine Figur, die der US-Amerikaner Thomas Johnson 1992 entwickelt hatte, um die Kinder in seinem Ghetto in South Central Los Angeles von der Straße zu holen. Das Clowning und der dazugehörige Tanzstil des Krumpings wurden in den gesamten USA schnell zu einer Mode, die sich inzwischen auch auf Europa ausgebreitet hat.
Copyright Fotos und Interview: Barbara Mürdter
Teil 1
Tommy im Interview Audio
Wie hast du diesen Stil – das Clowning – entwickelt?
Tommy: Ich hatte diese Figur Tommy the Clown entwickelt. Da bin ich durch die Gegend gezogen, mit dem Auto und mit lauter Musik. Ich bin rausgesprungen und habe getanzt, mit den Händen rumgeweldelt und alle mit einbezogen. Das wurde dann mein Leben – auf Partys zu gehen und als bunter Clown zu tanzen. Das hat sich dann ausgebreitet.
Was ist der Unterschied zwischen Clowning und Krumping?
Tommy: Wenn wir clownen, ziehen wir uns wie Clowns an, für Geburtstagspartys und solche Anlässe. Aber der Tanzstil nennt sich Krumping, wenn es um Wettkämpfe geht, wenn es aggressiv wird, wenn es so aussieht, als ob man auf der Tanzfläche kämpft. Auf Geburtstagspartys tanzen wir um Spaß zu verbreiten, ziehen uns wie Clowns an und malen unsere Gesichter bunt.
Wie kamst du überhaupt dazu, dich als Clown zu verkleiden?
Tommy: Ich komme aus schwierigen Lebensverhältnissen. Dann habe ich diese Mädchen in meiner Kirche gesehen, die so clownartige Nummern aufgeführt haben. Ich dachte, Mensch, das sieht lustig aus. Sie haben mich ermutigt, es auch zu versuchen. Dann habe ich den Job vermittelt bekommen, als Clown bei einer Party aufzutreten. Die Mädchen haben mich dann richtig angezogen, mein Gesicht angemalt. Nach drei Stunden auf der Party war dann Tommy, der Hip-Hop-tanzende Clown geboren. Ich bin damit durch die Gegend gezogen und es wurde ein durchschlagender Erfolg.
Ich habe gelesen, dass das Ganze nach den Rodney-King-Riots anfing?
Tommy: Die Aufstände fingen an, als ich, also Tommy the Clown, gerade geboren war. Plötzlich waren da diese Feuer, Leute die randalierten. Und ich fragte mich: Soll ich jetzt aufgeben? Niemand hat mehr Partys gemacht, wie alles brannte. Ich bin aber dabei geblieben, habe das ganze noch stärker vorangetrieben. Ich habe Partys veranstaltet und eine glückliche, fröhliche Atmosphäre geschaffen.
Willst du mit deinem Tanz und dem Stil bestimmte Werte vermitteln?
Tommy: Ja, selbstverständlich will damit eine positive Botschaft an die Kinder und Jugendlichen in den Armenvierteln der Stadt vermitteln. Die brauchen sie. Sie haben so viele Menschen gesehen, die sich gegenseitig töten, besonders in meiner Gegend in Los Angeles – da gibt es jeden Tag Schießereien. Sie wachsen in diesem Milieu auf und wenn man sie lässt, werden sie das eines Tages auch tun. Ich habe ein anderes Umfeld für sie geschaffen: Dieses Tanzen, die Kriegsbemalung, dieser kampfähnliche Stil. Sie sollten Interesse entwickeln, da mitmachen zu wollen, und das hat auch funktioniert.
Du beziehst dich sehr stark auf die Kirche, aber die klassische Symbolik der afroamerikanischen Beifreiungsbewegung, solche Sachen wie Martin Luther King oder Malcolm X, fehlt völlig. Woran liegt das?
Tommy: Ich bin da persönlich nicht so involviert. Ja klar, Malcolm X und Martin Luther King – die haben großartige Sachen gemacht. Aber derjenige, der die meiste Kraft gibt, dich befähigt, solche großartigen Dinge zu tun, ist Gott. Diese Botschaft befördere ich, denn am Ende des Tages können dich Malcolm X und Martin Luther King nicht retten. Nur Gott kann das. Ich benutz meine Tanz- und meine Redekunst um Leute anzuregen, sich mit Ihm zu beschäftigen, herauszufinden, wer Er ist.
Teil 2
Larry und Tommy im Interview Audio
Larry, du bist einer der Tänzer in der Gruppe. Kannst du für unsere Hörer mal beschreiben, wie es bei Dir zu Hause aussieht.
Larry: Das Leben in meiner Gegend ist ziemlich hektisch und gefährlich. Da gibt es sehr viel Gewalt, Morde. Ein typisches Ghetto. Wo ich lebe, passieren viele schlimme Dinge. Aber es gibt auch schöne Dinge. Wenn man die ganzen schlechten Sachen sieht – wenn du ein guter Mensch bist, dann regt dich das an, etwas Gutes zu tun. Wenn ich also etwas Schlechtes sehe, oder fühle, oder berühre – dann mache ich genau das Gegenteil.
Wie hast du Tommy gefunden?
Larry: Er hat eine Geburtstagsparty bei mir in der Straße gemacht – da war ich so 11, 12 Jahre alt. Ich sah ihn aus seinem grünen 510 Mustang springen und es war so anders – so was hatte ich bis zu dem Tag noch nie gesehen. Ich hatte mir immer Michael Jackson angeschaut und wollte immer auftreten. Ich hatte diesen Antrieb, auf der Bühne zu stehen – aber ich hätte nie gedacht, dass ich ein Clown sein würde. Als ich dann als Clown angefangen habe dachte ich o.k., ich geh jetzt auf ein paar Partys, habe ein bisschen Spaß und gehe dann wieder nach Hause. Jetzt ist es zu etwas geworden, was ich mir damals überhaupt nicht vorgestellt hab. Das Ganze ist groß geworden - wir sind von Land zu Land gezogen. Tommy hat mir geholfen, meine Fähigkeiten als Unterhalter zu verbessern. Nicht schüchtern zu sein vor Leuten. Er hat mir gezeigt, wie man spielt und sich präsentiert, sogar zu lächeln wenn mir gar nicht danach ist. Er hilft mir stark zu sein. Wenn er in der Nähe ist gibt mir das Kraft weiterzumachen, weil er niemand ist, der aufgibt. Weil er es nicht tut, mache ich das auch nicht. Er ist wie ein Vater für mich. Von ihm habe ich mein Handwerk gelernt.
Du bist jetzt ja kein Kind mehr, sondern über 20 Jahre. Ich nehme an, du hast Interesse, im Unterhaltungsmetier zu bleiben. Wirst du dich aus der Tommy-Mannschaft herausentwickeln?
Larry: Ja, derzeit tanze ich noch mit Tommy, tanze bei anderen Sachen im Hintergrund und dies und das. Aber ich mich interessiert auch Schauspiel als Beruf. Da hoffe ich, das Gott mir eine Möglichkeit eröffnet, das zu tun was ich gern mache. Und was ich am liebsten mache ist eben Tanzen und Schauspielern und vor allem, Menschen glücklich zu machen. Also werde ich alles tun, um Menschen glücklich zu machen.
Wie siehst du das - werden all die Kinder, die mit Tommy tanzen die Chance bekommen, später einen erfolgreichen Berufweg zu gehen?
Larry: Ja, ich glaube das jeder in unserer Mannschaft das Potential dazu hat, das zu werden, was sie wollen. Sie müssen es nur wollen. Niemand kann das für sie übernehmen. Ich bin in diese Gruppe gekommen und hatte den Mut, all das zu tun wozu mich Tommy aufgefordert hat. Es richtig zu machen und Leute glücklich zu machen – eine Leidenschaft dafür zu entwickeln. Wenn man etwas machen will, dann soll man es machen. Niemand kann dir erzählen, dass du nichts kannst. Es liegt an dir, es zu machen.
Tommy, glaubst du das du den Kindern eine Chance gibst, bei Dir etwas zu lernen und sich weiterzuentwickeln?
Tommy: Ja, selbstverständlich. Ich habe die Bewegung seit 15 Jahren geleitet. Leute sind gekommen, einige sind wieder gegangen. Sie haben ihren Berufsweg gefunden. Mein Punkt ist, wenn man etwas Positives machen will, ist die Sache ein Sprungbrett. Wir erreichen eine Menge Leute, viele unterschiedliche Menschen sehen uns. Wenn man dabei bleibt, kann man Jemand werden, aber wenn man aufgibt, weil man in das schlechte Leben zurück will, wird man auf die Nase fallen.
Es gibt einen Film namens „Rize“ über euch. Der beschwört ja schon der Titel den Mythos vom sozialen Aufstieg herauf, so was wie den Amerikanische Traum.
Tommy: Was ich gemacht habe ist so etwas wie einen Weg zu bauen, um Kindern eine zweite Chance zu geben. Sie waren daran gewöhnt, nur die Gangs zu sehen, Drogenverkauf und Raubüberfälle. Jetzt sehen sie andere Betätigungsfelder, andere Alternativen. Sie werden damit vertraut, haben Spaß dabei, und das verändert sie.
Labels: Audio, Clowning, Foto, Interview, Krumping, Musik, Tommy the Clown
2 Comments:
eine kruze frage: sind die fotos von der show in köln am 2.2.2007?
Nein, aus Hannover. Datum (etwa) steht drüber.
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