Kam zu spät und sah nur, dass sich die Massen hektisch um die Kasse drängten, um noch die letzten Karten zu ergattern. Als ich dann hörte, dass das Pressekontingent grad aufgelöst worden war dachte ich o.k., dann wohl doch zu Peter Broderick in den Schokoladen. Dann bekam ich doch noch eine Karte zugesteckt von einer netten Dame, die ganz angetan war von
meinem Artikel über Masekela.
Musikalisch war es natürlich gut. Aber ich war nicht überwältigt, weil ich eher auf seinen Frühsiebziger-Sound stehe als auf den aktuellen (ersterer gut repräsentiert auf der CD „Still Grazing“, die seine gleichnamige Autobiografie begleitet). Nur ein Song, kurz vor Schluss (oder war es die Zugabe) hat mich umgehauen – da ging es um Afrika (auch im Titel). Natürlich hat er „Stimela (Coal Train)“ und „Grazing in the Grass“ gespielt, sein „Satisfaction“.
Was mich beeindruckt hat war vor allem, mit welcher Hingabe und Energie er gespielt hat. Sowieso, weil er ein perfekter Entertainer ist. Aber speziell, weil er sich offensichtlich darüber gefreut hat, dass ihm soviel Ehre erwiesen wurde in den letzten drei Tagen. Er redete viel mit dem Publikum, versuchte es (erfolgreich) zum Mitmachen zu bewegen. Meistens war er witzig, aber nahm den Anlass auch wahr, um an Menschen in der Welt zu erinnern, die auf der Flucht vor politischer Verfolgung sind.
Beindruckend auch die Mimik des Mannes, von herzlichem Lachen über Ironie, Ernsthaftigkeit und Wut bis zu tiefstem Schmerz. Jeden Song hat er nicht nur mit dem Gesicht, sondern mit dem ganzen Körper untermalt - zu "Stimela" zog er eine imaginäre Klappe an der Dampflock, bei Fela Kutis "Lady" machte er die besungene afrikanische Dame nach. Nahe am Kitsch manchmal (wie seine Musik ja auch in Momenten), aber zu perfekt um blöd zu wirken. Zwischendurch tanzte er immer wieder mit katzenhaften Bewegungen, die man einem kleinen, dicken alten Mann erstmal gar nicht zutrauen mag. (Leider die meisten Fotos nur mit der Knipskamera aus einer ungünstigen Position.)
Unter den Gästen waren sicher diverse Prominente, aber ich bin ja nicht so gut beim Promi-Spotting, weil es mich nicht so wirklich interessiert. Aber als Joe Jackson vor mir stand, habe ich ihn doch erkannt.
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